In diesem Interview erfahren Sie aus erster Hand von einem Kollegen alles über seinen Weg in die digitalen Totalprothetik und was er dabei gelernt hat.
Über den Sinn und Zweck digitaler Totalprothetik wird aktuell viel diskutiert. Für einige ist es der Untergang des traditionellen Zahntechnikerhandwerks und für andere die Zukunft. Egal, welche Meinung Sie vertreten: Einige Kolleginnen und Kollegen sind bereits den ersten Schritt gegangen. Und sie haben auf ihrem Weg zur digitalen Prothese Erfahrungen gesammelt, von denen Sie vielleicht profitieren können. Erfahren Sie in diesem Interview mit dem Denturisten Ralph van der Reijden (Rotterdam, Niederlande) mehr über seine konkreten Erkenntnisse zur digitalen Prothesenherstellung im Laboralltag.
Die digitale Fertigung von Totalprothesen spart viel Zeit
Warum sich die digitale Prothese auch für einen Familienbetrieb lohnt
Ralph van der Reijden hat eine Praxis für Zahnprothetik in Rotterdam. Zwei seiner Söhne arbeiten mit ihm in seinem kleinen Familienbetrieb. Seit 2015 beschäftigt er sich mit der digitalen Fertigung von Zahnersatz. Inzwischen produziert er 80 bis 90 Prozent seiner Totalprothesen digital und verwendet dafür die Prothesenzähne und Materialien des VITA VIONIC Systems. Er hat einen sehr hohen Qualitätsanspruch an sich selbst und formuliert es für seinen Betrieb so: „Ich sage immer, wir wollen die besten Denturisten in den Niederlanden sein. Ob uns das dann auch immer gelingt, sei dahingestellt.“ Zur fortschreitenden Digitalisierung der Zahntechnik erklärt er: „Alles verändert sich. Es lohnt sich, bei neuen technischen Entwicklungen früh mit dabei zu sein. Deshalb haben wir uns auch dazu entschieden, Prothesen digital herzustellen und es bis heute nicht bereut.“
Informationen zur Praxis für Zahnprothetik
Name & Ort: TPP van der Reijden, Rotterdam (Niederlande)
Inhaber: Ralph van der Reijden Matthijs van der Reijden and Joël van der Reijden
Laborgröße: Familienbetrieb, 5 Mitarbeiter (2 davon sind Ralphs Söhne)
Technische Ausstattung
- Scanner & CAD-Software: Medit, exocad
- 3D-Drucker: Herstellung von Try-ins mittels NextDent/SILADENT
- CAM-Fräseinheit: Herstellung definitiver Prothesen mit Imes-Icore 350i
Frage: Wie sind Sie mit der digitalen Herstellung gestartet und wie hat Ihr Umfeld darauf reagiert?
Ralph: 2015 habe ich die erste CAD-Software und einen 3D-Drucker angeschafft. 2017 folgte dann die erste CAM-Fräseinheit. Wir haben damals mit dem Design und dem 3D-Druck von individuellen Abformlöffeln begonnen; die Software für digitale Prothesen war damals noch nicht so weit. Das war im Rückblick schon eine steile Lernkurve für uns. Vor 6 Jahren, als viele Kollegen den Schritt in die digitale Welt noch nicht wagten, haben wir uns entschieden, voll in den neuen digitalen Prozesse einzutauchen. Viele Kollegen haben es nicht verstanden und haben zu Beginn gewarnt, dass das alles nicht funktionieren wird. Wir mussten uns oft erklären. Vielen Kollegen haben wir dann unsere Software und Hardware (3D-Drucker, CAM-Einheit) gezeigt. Viele Leute haben Angst vor Veränderungen. Aus meiner Erfahrung ist es jedoch wichtig, die Chancen des Neuen zu nutzen.
Frage: Warum lohnt sich digitale Prothetik auch für einen kleinen Familienbetrieb?
Ralph: Es ist ja nichts falsch daran, Prothesen weiterhin auf konventionellem Weg herzustellen. Zu Beginn mag es vielleicht sogar teurer sein, Prothesen digital statt von Hand herzustellen. Doch wenn sich der gesamte Prozess eingespielt hat, spart die digitale Fertigung viel Zeit – und Zeit ist ja auch Geld. Es zahlt sich am Ende aus, soviel kann ich heute sagen. Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass wir auf dem digitalen Weg präziser aufstellen können als bei der manuellen Aufstellung. Ich glaube fest daran, dass Computer auch in unserem Beruf in der Zukunft immer wichtiger werden.
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Der Einstieg in die digitale Totalprothetik ist nicht schwierig
Frage: Warum sind Sie mit VITA in digitale Herstellung von Totalprothesen eingestiegen?
Ralph: Es ist natürlich immer ein Abenteuer, mit etwas Neuem zu starten, doch VITA hat einen sehr guten Ruf in der Branche. Bei der Einführung der VITA VIONIC Zähne und Materialien in unserem Labor haben wir eng zusammengearbeitet. Wir standen im engen Austausch und haben viel voneinander gelernt. Der Einstieg war nicht schwierig – alles was wir brauchten, war die Designsoftware mit dem Prothetikmodul und der VITA Zahnbibliothek sowie die Materialien. Das Design von Prothesen mit VITA VIONIC Zähnen ist mehr oder weniger dasselbe, wie mit anderen Produkten, der große Vorteil ist, das wir die Zähne sehr einfach in die gefräste Basis einkleben können.
Frage: Was war Ihnen bei den Zähnen für die digitale Prothese besonders wichtig?
Ralph: Wichtig war für mich vor allem das ästhetische Erscheinungsbild. Wir haben schnell erkannt, dass die VITA Zähne sehr gut aussehen und im Mund des Patienten natürlich wirken. Zudem ist der VITA Zahn vorhersagbar zu verarbeiten, weil er sich unkompliziert und zuverlässig in den Kavitäten der Prothesenbasis verkleben lässt. Nachdem wir die ersten Prothesen aus VITA Material hergestellt hatten, gab es einen Moment, als ich sagte: Ich glaube, diese digitale Prothese ist besser und schöner als das, was wir bislang von Hand hergestellt haben. Das war für mich der Punkt, an dem mir klar wurde: Mit der digitalen Prothese sind wir auf dem richtigen Weg.
Vier Tipps für alle, die jetzt in digitale Prothetik einsteigen möchten
Frage: Welche Tipps würden Sie Kollegen geben, die mit digitalen Prothesen arbeiten möchten?
Ralph: Letztlich geht es darum, dass alles zusammenpasst – von der Software über den 3D-Drucker und die CAM-Fräseinheit bis zum Material. Und für die digitale Prothese gilt: Es geht es nur ganz oder gar nicht! Nach dem Start heißt es durchhalten und auch den ein oder anderen Rückschlag mit Optimismus zu meistern, sonst zeigt sich kein Erfolg. Man sollte so viele Informationen wie möglich sammeln und auf Firmen setzen, die einen guten Service bieten. Wenn Sie voll und ganz auf die digitale Herstellung setzen und alles optimal zusammenspielt, dann können Sie im Ergebnis mit weniger Leuten mehr Prothesen herstellen.
Meine vier Tipps für den Start mit digitalen Prothesen
- Viele Informationen sammeln: Sammeln Sie im Vorfeld so viele Informationen wie möglich, damit Sie eine fundierte Entscheidung treffen können.
- Finden Sie den „besten Match“: Nehmen Sie sich Zeit bei der Wahl des
„richtigen“ Systems (CAD-Software, 3D-Drucker/CAM-Einheit & Material) und finden Sie das System, das am besten zu Ihnen passt. - Wählen Sie den richtigen Partner: Wählen Sie die Hersteller auch nach ihrem Service- und Supportangebot aus. Sie werden definitiv Unterstützung benötigen – gerade in der ersten Zeit.
- Machen Sie keine halben Sachen: Bei der digitalen Prothese geht nur ganz oder gar nicht. Sie müssen bei Ihrem Einstieg auch Probleme und Rückschläge einkalkulieren, sonst haben Sie keinen Erfolg.
Bericht: 06/21
Fotos: Hannah Anthonysz
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